Modernes Übungsdesign

Beitrag von Stefan Zimmermann

Durch wenige Gedankengänge schafft man es, eine Fülle von neuen Übungen zu kreieren. Wir helfen dabei und erhöhen dadurch den Spaß im Training!

Oft ertappen wir Trainer uns dabei, dass wir immer wieder die gleichen Übungen
spielen lassen. Dadurch trainieren unsere Spieler sehr häufig die gleichen Ballwege und diese Ballwege werden von ihnen, vor allem in Stresssituationen abgerufen. Wenn der Gegner dies aufmerksam verfolgt, kann er relativ schnell die Spielgewohnheiten analysieren und sich entsprechend darauf einstellen.
Im Folgenden möchte ich einige Denkanstöße geben, um mit einfachsten Mitteln hier ein wenig Abhilfe zu schaffen. In der Trainingspraxis ist es wichtig, schnell und spontan variieren zu können und damit immer wieder neue Trainingsreize zu setzen. Der Wettkampf Tischtennis ist extrem komplex- von daher ist es zwingend notwendig auch variabel zu trainieren.Testen Sie doch einmal im nächsten Training, wie eingefahren Ihre Spieler sind und lassen Sie einmal eine, den Spielern vertraute Kontroll-Übung, statt in die Vorhandseite in die Rückhandseite spielen (oder andersherum). Sehr häufig führt diese kleine Abänderung bereits zum deutlichen Anstieg der Fehlerkurve. Auf folgenden Parametern einer Übung möchte ich mich bei den Variationen konzentrieren:» Platzierung des Balles» eingesetzte Schlagtechnik» Häufigkeit, wie oft der Ball von der vorgegebenen
Position gespielt wird Bei der Platzierung des Balles haben wir die Möglichkeiten diagonal, parallel, auf den Ellenbogen oder extrem diagonal. Nach der Platzierung „auf Ellenbogen“ oder „extrem diagonal“ sollte ins freie Spiel übergegangen werden. Wie viele Kontakte vorher gespielt werden sollen, liegt am Niveau der Spieler und kann auch im Laufe der Übung geändert werden. Die vorwiegend eingesetzten Schlagtechniken bei Beinarbeits-/Kontroll-Übungen sind die Topspintechniken und (vor allem im
Rückhandbereich) die Kontertechniken (bzw. Kick-Konter-Techniken).
Beim Faktor „Häufigkeit“ wird die Wiederholungsanzahl der eingesetzten Schlagtechnik
variiert. Wird diese Station der Übung immer nur einmal oder auch mehrmals gespielt (dies wird im weiteren Verlauf nochmals erklärt). Sobald halbunregelmäßige Elemente eingebunden sind, steigt der Schwierigkeitsgrad der Übungen deutlich an.
Die Basisübung:
In unserem Fall nehmen wir als „Basisübung“ die sogenannte Übung „3-Punkte“. In dieser Übung wird der 1. Ball mit der Vorhand aus der Vorhand gespielt, der 2. Ball mit der Vorhand aus der Tischmitte gespielt und der 3.Ball mit der Rückhand aus der Rückhand gespielt.

Starten wir nun mit den Variationen. Zunächst betrachten wir uns die Platzierungsmöglichkeiten:

Platzierung Variation 1:

 

Platzierung Variation 2:
Es empfiehlt sich, die voranstehenden Variationen als Endlosschleife zu spielen oder nach 6 oder 9 Kontakten ins freie Spiel zu wechseln. Bitte beachten: Je häufiger die Platzierungen innerhalb des Ballwechsels geändert werden,umso schwieriger wird es, die Übungen zu spielen – auch für den Zuspieler. Mann kann auch die Platzierung „auf Ellenbogen“ oder „extrem diagonal“ einsetzten, dann empfiehlt es sich, danach ins freie Spiel zu wechseln. Bsp: Variation 2  7. Ball extrem diagonal oder auf Ellenbogen, freies Spiel Als Nächstes variieren wir die eingesetzten Schlagtechniken:

Nachdem Sie nun schon einige Variablen kennengelernt haben, beschäftigen wir uns jetzt mit der Häufigkeit, wie oft eine Position angespielt werden kann. Hierdurch können wir jede regelmäßig Übung zu einer unregelmäßigen Übungen umstrukturieren. Dabei besteht die Möglichkeit, nur eine „Station“ zu variieren, aber auch mehrere Stationen oder alle Stationen.

Häufigkeit Variation 1:
Ein Beispiel, bei dem nur eine Station verändert wird und das parallele Spiel trainiert wird.

Bei einer recht komplexen Variation, sind die Anforderungen an beide Spieler recht hoch.

Häufigkeit Variation 2:
Wie hier in Kürze dargestellt worden ist, kann man durch einfache Änderungen einer
Übung einen neuen Schwerpunkt, aber auch einen neuen Schwierigkeitsgrad verleihen.
Ausgleich in heterogenen Gruppen
Diese Variationen sind auch ein sinnvolles Einsatzmittel in einer heterogen Gruppe.
Spieler mit geringem Leistungsniveau spielen dieselbe Grundübung – bei den leistungsstärkeren Spielern wird die Übung durch eine entsprechende Variation angepasst.Weiterentwicklung innerhalb der Übung
Ebenso kann innerhalb der Übung der Schwierigkeitsgrad erhöht werden.
Bsp: 2 Minuten wird die Basisübung gespielt, weiter 3 Minuten die Variation „Platzierung 2“
und schließlich 3 Minuten die Variation „Häufigkeit 1“. Entweder ein Spieler spielt diese 3
Blöcke hintereinander, oder (um die konditionelle Belastung zu reduzieren) wird jeder
Block erst von Spieler A und anschließend von Spieler B gespielt.Zeitpunkt freies Spiel verändern
Häufig müssen Spieler motiviert werden, kontrolliert zu spielen. Dies kann dadurch
geschehen, dass Vorgaben gemacht werden, ab welchem Zeitpunkt man in das freie
Spiel wechseln darf (zum Beispiel mit einer Platzierung auf den Ellenbogen des Gegners).
So kann festgelegt werden, dass zunächst 9 Kontakte fehlerfrei gespielt werden
müssen, bevor auf den Ellenbogen platziert werden darf. Ist dies 3 x fehlerfrei gelungen,
wird die Anzahl der vorgegebenen fehlerfreien Kontakten auf 6 reduziert usw.

Merkzettel für die Schlägerhülle:
» Übungen können beispielsweise variiert werden über die Faktoren Platzierung,
Schlagtechnik und Häufigkeit. » Diese Variationen können auch innerhalb einer Übung eingesetzt werden.» Der Ausstieg aus Kontroll-/Beinarbeitsübungen kann durch eine Platzierung „extrem diagonal“ oder „auf Ellenbogen“erfolgen.
» Der Zeitpunkt für den Übergang in das freie Spiel kann in der Übung (auch zu
Motivationszwecken) verändert werden.
Der Autor:
Stefan Zimmermann
A-Lizenz-Trainer und
Sportwissenschaftler
» ehemaliger Verbandstrainer im Tischtennisverband
Rheinland
» Balleimertrainer im Bundesligabereich
des TTC Zugbrücke Grenzau