Stefan Zimmermann gewann mit dem FSV Kroppach die Champions League der Damen, war Olympiastützpunkt-Trainer in Grenzau sowie lange Zeit Verbandstrainer im Rheinland. Der Diplom-Sportwissenschaftler und A-Lizenz Trainer gibt hier einen Einblick, warum das Training mit orangenen Bällen, neue Reize setzen kann.
Schulung der Wahrnehmung!
Für Tischtennisspieler, die bislang noch gar nicht oder kaum mit gelben Tischtennisbällen trainiert oder gespielt haben, wird diese Farbe der TT Bälle zunächst etwas irritierend. Die Wahrnehmungen des Tischtennisspielers muss sich erst daran gewöhnen, dass der Ball eine andere Farbe hat.
Wenn so etwas zum ersten Mal bei einem wichtigen Tischtennis-Wettkampf passiert, ist es sicherlich ein Nachteil für den Spieler. Hat allerdings der Tischtennis-Spieler solche Situationen schon häufiger im Vereinstraining erlebt, passt sich seine Wahrnehmung an die gegebenen Umstände schneller an und er kann direkt, von Beginn des Wettkampfs an, seine Aufmerksamkeit auf taktische oder auch technische Elemente richten.
Orangene Trainingsbälle für Balleimer Training!
Eine durchaus sinnvolle Organisation ist es, für das Balleimer Training andersfarbige Bälle zu verwenden. Warum?
Man kennt das: zu Beginn des Balleimer Trainings ist der Behälter mit den Bällen noch gut gefüllt. Im Rahmen des Balleimer Trainings, springen allerdings einige Bälle immer wieder über die Umrandungen. Im Gegensatz zum konventionellen Training wird dies von den beteiligten Spielern gar nicht so wahrgenommen und dementsprechend verzichtet man auch auf das Zurückholen dieser Bälle. Entsprechend sinkt der Bestand der Trainingsbälle für das Balleimer Training. Wenn man dann nach einiger Zeit diesen Verlust wieder ausgleichen möchte, hört man oft die Argumente: „lass uns doch auch ein paar Bälle, ihr habt doch genug“.
Dies alles kann ganz anders organisiert werden: verwendet für das Balleimer Training orangene Bälle und für das Gruppentraining weiße Bälle. Dann besteht eine eindeutige Zuordnung, welche Bälle wohin gehören. Orangene Bälle, die in das Gruppentraining gelangen werden automatisch von den Spielern zurück an den Balleimer Tisch befördert - und andersherum. Lästigen Diskussionen und Unstimmigkeiten wird dadurch auch aus dem Weg gegangen.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass man relativ schnell erkennen kann, durch welche Trainingsmaßnahme der Großteil der Bälle kaputtgeht. Ist es wirklich so, dass beim Balleimer Training aufgrund der vielen Bälle sehr häufig Bälle kaputt getreten werden? Oder ist es vielleicht so, dass im Gruppentraining mit mehreren Bällen auch einiges kaputt getreten wird und zum Ende der Trainingseinheit möglicherweise nicht sorgfältig gesammelt wird?
Spannender Trainer Tipp: situatives Umstellen der geplanten eigenen Handlung!
Im Tischtennis-Sport macht es Sinn, auf das zu reagieren, was der Gegner anbietet. Ahne ich, dass der Gegner mich in meiner Rückhand anschupfen möchte, plane ich (je nach meinen technischen Fähigkeiten) den Ball mit Rückhand zurück zu schupfen oder eventuell einen kontrollierten Rückhand Topspin zu spielen. Wenn aber der Gegner einen hohen und harmlosen Schupf spielt, könnte ich diese Situation ausnutzen, meine Rückhand umlaufen und einen festen und hoffentlich punktbringenden Vorhand-Topspin spielen. Für diese Aktion habe ich allerdings nicht die Zeit, da ich ja erst dann damit starten kann, wenn ich gesehen habe, dass der gegnerische Schupf hoch ist.
Solch eine Situation kann ich hervorragend simulieren, wenn ich verschiedenfarbige Bälle beim Balleimer Training einsetze. Für unser Beispiel habe ich ein Verhältnis von ca. 4:1 (weiße:orange) Bälle. Ich spiele als Balleimer Trainer ein Unterschnitt-Ball in die Rückhand. Der Tischtennis-Spieler hat die Aufgabe, bei weißen Bällen Rückhandshop oder Rückhand Topspin zu spielen, bei orangenen Bällen zu umlaufen und einen Vorhand-Topspin zu spielen. Dann hat der trainierende in etwa die gleiche Zeit zu Verfügung, seine Aktion auszuführen, wie im Wettkampf.
Dies ist nur ein Beispiel, viele Möglichkeiten lassen sich Sinnvollerweise so konstruieren.