Bambinis
Beitrag von Eva-Maria Paul
Ein Einführungskurs basierend auf Eigenerfahrungen
Wie können Kinder erfolgreich an die Sportart Tischtennis herangeführt werden und worauf sollte man achten, um das Interesse aufrecht zu erhalten?
Eva-Maria Paul blickt auf eine trainingsintensive Zeit zurück. Auch sie stand vor vielen Jahren als „Bambini“ in der Halle. Ihr erster Trainer Gerhard Schmidt schaffte es, ihr eine „Grundausstattung“ an sportmotorischen Fähigkeiten sowie Motivation für die kommenden Jahre zu vermitteln. Einige Jahre später wurde Eva-Maria mit ihrer Zwillingsschwester Franziska Dritte bei den Deutschen Meisterschaften im Schülerinnen-Doppel…
Hier nun die Gedanken von Eva-Maria: Zunächst sollte man sich als Trainer darüber im Klaren sein, dass oftmals die sportmotorischen Fähigkeiten und Vorraussetzungen bei Kindern in jungen Jahren nicht ausreichen, um auf Anhieb mit dem Erlernen erster Schlagtechniken am Tisch beginnen zu können.
»Als Hauptbestandteil erster Trainingsstunden sollte man sich als Trainer daher auf allgemeines Koordinationstraining sowie den Erstkontakt mit Schläger, Ball und Tisch konzentrieren.«
Die Einführungsphase sollte zunächst spielerisch gestaltet werden: Kleine Übungen zum Einstieg in die Trainingsstunde fördern die koordinativen Fähigkeiten der Kinder und
unterstützen so den Einstieg in den tischtennisspezifischen Teil der Trainingseinheit. Wichtig hierbei ist eine abwechslungsreiche Mischung, auch für in Zukunft anstehende
Trainingseinheiten zu wählen, um die Motivation aufrecht zu erhalten.
Es bietet sich an, möglichst kleine gleichaltrige Gruppen mit einem ähnlichen Leistungsniveau zu bilden.
Weiterhin kann auch die Einbindung von Jugendlichen aus dem Verein zur Unterstützung des Trainers dabei helfen, eine größere Variation an Übungen durchführen zu können. Schon 30 Minuten Balleimer am Ende der Stunde bieten dem verantwortlichen Trainer (oder auch seinen Helfern) die Möglichkeit, sich speziell auf einzelne Kinder zu konzentrieren und Hilfestellung leisten zu können.
Für´s Aufwärmen:
Mögliche Spiele für die Aufwärmphase (Allgemeines Koordinationstraining). Hierbei wird der Körper einerseits auf Betriebstemperatur gebracht und gleichzeitig wird an der
Koordinationsfähigkeit gearbeitet.
1.1 Seilspringen
a) vorwärts
b) rückwärts
c) vorwärts überkreuz (mit/ohne Zwischensprung)
d) Doppelsprünge
e) Doppelsprünge mit Überkreuzen
e) 30 Sekunden auf Schnelligkeit
f ) Sidesteps
g) jedes Bein abwechselnd
… kleine Kür aus den oben genannten
Bestandteilen kombinieren
1.2 Übungen an einer auf dem Boden ausgelegten
Koordinationsleiter/ Reifen
a) vorwärts durchlaufen
b) Sidesteps
c) hüfen (ein Bein/beide Beine)
d) rückwärts durchlaufen
e) drei Schritte vor einen zurück
f ) seitliche Sprünge
… kleine Kür aus den oben genannten
Bestandteilen kombinieren
1.3 Bandenlauf
a) zick zack durch die Banden
…vorwärts laufen
…rückwärts laufen
…mit Sidesteps
…mit Überkreuzen
…hüpfend
b) Sprints in Verbindung mit Sidesteps,
mit kleinen Sprüngen in verschiedene
Richtungen
1.4 Schnelligkeit/Schnellkraft
a) kleine Sprints
b) Froschsprünge
c) Tappings mit Sprint
d) Sprünge (auf der Stelle) mit Sprints
e) Sprung von einer Bank / von einem
Turnkasten mit Sprint im Anschluss
Praxis-Tipp Aufwärmen:
Um koordinativ ansprechnendes Training zu gestalten muss man lediglich bekannte Bewegungsformen kombinieren. Wenn man „normales Laufen“, „Hopserlauf“, „springen“ einsetzt und die Laufwege „vorwärts, rückwärts, seitwärts“ hinzufügt ergeben sich schon unzählige Möglichkeiten.
2. Ballgewöhnungsübungen
a) Balancieren eines Balles auf dem Schläger (eventuell mit einem Hütchenlauf / Hindernislauf verbinden, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen)
b) Ball gegen die Wand spielen (erst zweimal auf den Boden aufkommen lassen, dann nur noch einmal)
c) Ball auf dem Schläger tippen, um das Ballgefühl zu fördern (Erweiterung: abwechselnd auf der Vorhand und Rückhandseite tippen, für die „Guten“: Schlägerkante einbeziehen). Auch mit Bewegungsformen kombinieren.
d) unterschiedliche Bälle verwenden (Luftballons, Softbälle, Schaumstoffbälle, Tennisbälle), diese werden in die Luft geworfen und müssen wieder gefangen werden
Variationen:
– mit links/rechts fangen
– beidhändig fangen
– im Sprung fangen
– erst Drehung und dann fangen
e) TT- Ball leicht hoch spielen und dann versuchen mit dem Schläger so aufzufangen, dass er auf diesem wieder zur Ruhe kommt ohne oft aufzuprallen.
f) TT- Ball zuwerfen und versuchen mit einem Behälter zu fangen (in zweier Paarungen)
Auch hier gilt: Eine abwechslungsreiche Gestaltung der Übungsformen hilft, den sogenannten „Bewegungserfahrungsschatz“ zu vergrößern. Gerade bei diesen Übungen wird die „Auge-Hand-Koordination“ gefördert. Deswegen macht es Sinn, dass verschiedene Bälle aus unterschiedlichen Richtungen mit unterschiedlichem Krafteinsatz in unterschiedliche Richtungen bewegt werden…
3. Erstkontakt mit Tisch, Ball und Schläger
a) Balleimer einspielen (mit und ohne Netz), verbunden mit Rundlauf oder ohne
-> Jedes Kind spielt einen vom verantwortlichen Trainer/Jugendlichen eingespielten Ball, läuft um den Tisch und stellt sich wieder hinten an.
b) Ball zunächst einmal auf dem Boden aufkommen lassen, dann mit einer topspinähnlichen Bewegung versuchen, auf die andere Seite des Tisches zu spielen.
c) Bandentennis (gleiche Regeln wie beim Tennis, nur dass mit Tischtennisschläger und -ball gespielt wird, als Spielfeldmarkierung dienen Hallenlinien, das Netz wird mit Banden gebildet).
d) Handtennis (gespielt wird hier mit der Hand statt dem Tischtennisschläger, um ein Gefühl für den Balltreffpunkt zu entwickeln)
e) Spiel über den Tischgraben (mit unterschiedlichen Breiten des Tischgrabens)
f) Spiel nur auf einer Tischhälfte (mit normalem oder Jumbo-Ball)
g) Spiel gegen einen Schrägtisch (kann vor allem bei ungerader Spieleranzahl Abhilfe schaffen)
Hier ist es wichtig, dass die Bambinis adäquate Schläger haben. Im Fachhandel sind dafür Hölzer mit schmal-konkaven Griffen zu erwerben. Die kleine Kinderhand sollte den Griff möglichst weit umschließen können.
Wichtig ist direkt von Beginn an auf eine korrekte (zu Beginn neutrale) Schlägerhaltung zu achten. Wird hier von Trainerseite nachlässig gearbeitet, kann dies später zu schlechten Schlagtechnicken führen, die nur mit sehr hohem Aufwand korrigiert werden können.
Am Ende der Einführungseinheit sollte generell eine kurze Auswertung der Stunde, verbunden mit Lob erfolgen. Auch der Ausblick auf ein „Abschlussspiel“ kann dabei helfen, ein schnelles Abbauen der Tische sowie einsammeln der Bälle zu erreichen und einen positiven ersten Eindruck zu hinterlassen.
Oft ist es schwer, als Trainer alleine eine Gruppe von Neueinsteigern rundherum gut zu betreuen.
»Deswegen ist es äußerst hilfreich, motivierte Jugendliche oder Vereinskollegen für dieses Projekt zu gewinnen, die dem Trainer assistieren.«
Vielfach hilft es auch, einen Schnupperkurs auszuschreiben, in denen der Verein kostenfrei z.B. 4 Einheiten Bambini-Training für Neueinsteiger anbeitet. Dieses Angebot kann durch Werbung an Schulen schnell verbreitet werden. Wird das einmal jährlich angeboten, ist der Nachwuchs im Verein oftmals gesichert…
Eva-Maria Paul
Regionalliga-Spielerin
Mehrfache Teilnehmerin von Deutschen Schüler und Jugendmeisterschaften
3. Platz Deutsche Meisterschaft Schülerinnen Doppel
Studiert zur Zeit Betriebswirtschaft an der Uni Mainz / Uni Lissabon
Nimatsu-Model 🙂 (siehe unten…)