Einsatz Noppen

Beitrag von Bernd Schuler

 

Bernd Schuler, ein sehr erfahrenen Lange-Noppen-Spezialist, gibt in seinem Interview sehr viele wertvolle Hinweise zum Spiel mit langen Noppen.

SuS praxis: Wie lange spielst du schon mit einer langen Noppe auf der Rückhand?
Bernd: seit 1977. Mein erster Lang-Noppen-Belag war der Feint long 1,0 mm. Zur Zeit spiele ich Zerberus OX. Das besondere Kennzeichen des roten Belags: „seitliches Umknicken“der Noppen nach kurzer Spieldauer.

SuS praxis: Wer sollte deiner Meinung nach Lange Noppen ohne Schwamm, wer mit Schwamm spielen? Wo sind die Unterschiede?
Bernd: Lange Noppen ohne Schwamm sind weniger schnitt- und spinanfällig, vermitteln somit generell mehr Sicherheit (z.B. bei Aufschlagannahme, Blockvarianten) und ein direkteres Anschlaggefühl (Rückmeldung in die Hand) als ein Lang-Noppen-Belag mit Schwamm. Sie sind geeignet für Spieler die eher eine reaktive Spielweise über Tisch bevorzugen (z.B. Bälle platziert mit Druckschupf oder Treibschlag spielen wollen), während lange Noppen mit Schwamm aufgrund ihres weicheren aber auch indirekteren Anschlaggefühls vorwiegend ein aktives risikoreicheres Spiel favorisieren, z.B. Blockspiel, Schuss und wegen der guten Schnittweiterleitung in der tischfernen langen Abwehr kontrolliert mit mehr Unterschnitt gespielt werden können.

 

SuS praxis: Welchen Spielertypen empfiehlst du einen Langen Noppen Belag zu spielen.
Bernd: Für Spieler, die das TT-Spiel als ein solches mit individuellen Freiheitsgraden begreifen und diese auch bei hohem Trainingsaufwand nutzen wollen, die Spielfreude am kreativen Ausprobieren der Kombinationen -lange Noppen & Hölzer- und deren „Art of Balance“ erleben möchten und während des Spielgeschehens in der Lage sind, achtsam das eigene Spielverhalten und das des Gegners wahrzunehmen, um entsprechende Korrekturen vorzunehmen.
SuS praxis: Ab welchem Alter denkst du, sollte der Trainer seinen Schützling „umstellen“?

Bernd: Immer dann, wenn die „Umstellung“ der Eigenmotivation des Spielers entspricht und er die Kompetenz besitzt, Frustrationen, bedingt durch anfängliches Nichtgelingen der neu zu erlernenden Noppenspielweise, konstruktiv zu bewältigen.

SuS praxis: Welche verschiedenen Techniken setzt du tischnah ein mit deinem Noppen-Belag. Auf welche Bälle wendest du diese Techniken an?
Bernd: Selbstverständlich die üblichen Verdächtigen wie:
Stoppblock:      auf Topspin
Hackblock: auf Topspin; Schuss;
Druckschupf: auf Schupfbälle; leere Bälle
Schuss: auf leere Bälle;
Noppenspin: auf Schnittbälle, Aufschläge
Schupfen: auf Unterschnitt, Auf-   schlagannahme
Seitenwischer: auf Schnittbälle, Aufschläge
Treibschlag: auf leere oder schnittarme   Bälle
SuS praxis: Welche Hauptprobleme ergeben sich beim Gegner durch deine Spielweise?
Bernd: Gegner, die keine Möglichkeiten hatten gegen tischnahe Störspieler zu trainieren, verfügen im Wettkampf nicht über Spielstrategien, um adäquat auf diese unübliche Spielweise erfolgreich reagieren zu können. Das Hauptproblem für die Gegner besteht darin, dass ein mit Lang-Noppen-Belag geschlagener Ball (ungewohnter Winkel, andersartige Rotation) bewusst beobachtet werden muss und nicht wie ein Ball, der mit einem Noppen-Innen-Belag gespielt wurde, wie gewohnt, unbewusst antizipiert werden kann. Zum Wissen um ihr strategisches Defizit gesellt sich somit während des Spielgeschehens die Problematik, normabweichende Ballflugbahnen im Blick zu haben. Beides bedingt permanentes „Abgelenktsein“ und trägt zur Verunsicherung bzgl. der eigenen Spielweise und einer ungleich höheren Fehlerquote bei. Gegner, die hingegen intensive

»Das Hauptproblem für die Gegner besteht darin, dass ein mit Lang-Noppen-Belag geschlagener Ball (ungewohnter Winkel, andersartige Rotation) bewusst beobachtet werden muss und nicht wie ein Ball, der mit einem Noppen-Innen-Belag gespielt wurde, wie gewohnt, unbewusst antizipiert werden kann.«

Erfahrung haben in der Auseinandersetzung mit Störspielern und die Fähigkeit besitzen, diesem Spielsystem zu begegnen, zeigen nicht die oben aufgezeigte mentale und emotionale Überforderungsproblematik. Exemplarisch stehen hierfür meine Trainingspartner, die allesamt die Schwächen, die diese Störspielweise auch bietet, auszunutzen in der Lage sind, was leider alljährlich in meiner negativen Pizzabilanz zum Ausdruck kommt. Ja meine Freunde, das Pizzabuch existiert noch!

SuS praxis: Gibt es bestimmte Spielzüge, die du immer wieder erfolgreich einsetzt?
Bernd: Über bestimmte Spielzüge, die ich gezielt und auch noch erfolgreich einzusetzen in der Lage bin, verfüge ich nicht, allerdings über Verlässlichkeiten, die ich in Abwandlung ob der mir entgegengebrachten Spielweise einsetze, deren erfolgreicher Einsatz jedoch auch vom Können des Gegners abhängig ist.
SuS praxis: Drehst du häufiger beim Aufschlag oder während des Ballwechsels?
Bernd: beim Aufschlag regelhaft, z.B. bei Roll- und Schnittaufschlägen; während des Ballwechsels gelegentlich, z.B. bei Schupfduellen od. beim Einsatz von RH-Topspin oder VH-Treibschlag.
SuS praxis: Welche Übungen schlägst du Trainern vor, um das Spiel mit langen Noppen am Tisch zu verbessern.
Bernd: ausgebildete Trainer verfügen allgemein über ein umfangreiches Repertoire an Übungen und sollten demzufolge dies und ihre Kreativität dazu nutzen, auch Übungen   für das Spiel mit langen Noppen am Tisch zu gestalten.
SuS praxis: Welchen Tipp kannst du einem Trainer mit auf den Weg geben, der einem Spieler das tischnahe Störspiel mit Noppen vermitteln will, aber selbst keine Erfahrungen damit gesammelt hat?
Bernd: Das Mittel der Wahl ist „Imitationslernen“, also Spieler die nach Meinung des Trainers das zu vermittelnde Spiel spielen, gemeinsam mit seinem zu Trainierenden in tatsächlichen Spielsituationen zu beobachten oder Störspielvideos zu studieren, um Spieler- und Trainerwahrnehmungen (z.B. bzgl. Schlägerblatthaltung, Balltreffpunkt Handgelenkeinsatz, Unterarmeinsatz) im dialogischen Austausch zu analysieren.

»Das Mittel der Wahl ist „Imitationslernen“, also Spieler die nach Meinung des Trainers das zu vermittelnde Spiel spielen, gemeinsam mit seinem zu Trainierenden in tatsächlichen Spielsituationen zu beobachten.«

Ferner besteht die Möglichkeit sich im Rahmen von Lang-Noppen-Lehrgängen auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln oder gezielt Störspieler bzgl. Trainingsteilnahme nachzufragen.

 

Persönliches:
Über den Mensch Bernd Schuler:
Beruflich hat er sein Ding gemacht, der 64-jährige Diplom-Psychologe Bernd Schuler, der sich gerade neu erfindet. Zwischen Wasser und Wein, seit 1988 in Ernst/Mosel wohnend, haben es ihm, nun als Rentner, Steine angetan. Seit 2012 hilft er tagaus, tagein in der  „Stein-Balance Galerie“ Steinen bei ihrem Kampf gegen die stürmische Natur.
Zu Türmchen, einfach so auf die Terrasse gestapelt, unübersehbar für die Welt, die draußen mannigfach an ihnen vorbeizieht, geben sie Anlass zum Gespräch. So auch hin und wieder er, der gebürtige Saarländer.
Sportlich, sellemols wie heit, en vogue. Vom
Wandel, wenn man in die Jahre kommt, will der „Sportler des Jahres 2011 von Cochem“ nichts wissen. Aufgeben gilt nicht.
Über den Spieler Bernd Schuler:
War es zu Hippiezeiten seine tischferne lange Abwehr mit geraden Bällen, so sind es eben heute tischnahe kurze Wege und krumme Bälle mit denen der „Hexer“, so sein Spitzname aus vergangenen Mülheimer Tagen, seine Gegner ab und an zur Verzweiflung bringt.B