Wettkampfvorbereitung

Beitrag von Dennis Müller

Damit´s am Ende erfolgreich wird…Praktische Tipps vom Deutschen Vizemeister im Doppel Dennis Müller

Einleitung der Redaktion:
Dennis beschreibt hier seine individuelle Vorbereitung auf einen wichtigen Wettkampf. Da er im Stützpunkt Grenzau optimale Rahmenbedingungen vorfindet, kann er diese Vorbereitung ganz gezielt und professionell steuern.
Im normalen Vereinsalltag sieht das häufig anders aus: Begrenzte Hallenkapazitäten sowie andere zeitliche Verpflichtungen erschweren die Vorbereitung auf einen wichtigen Wettkampf.
Dennoch kann man sehr viele wertvolle Grundsätze aus den Informationen von Dennis herauslesen und diese dann in die eigene Vorbereitung übertragen.
Wettkampfvorbereitung von Dennis Müller:
Die Woche vor dem Wettkampf:
Meine spezielle Wettkampfvorbereitung für ein Turnier beginnt eine Woche vorher:
Montags trainiere ich zwei Mal mit jeweils vier Übungen. Da im Stützpunkt Grenzau grundsätzlich zweimal täglich Training ist, komme ich hier voll auf meine Kosten, da ich ein Spieler bin, der mit mehr Training weitaus besser spielen kann.
Lediglich am Anfang beschränkt sich mein Trainingsinhalt auf regelmäßige Übungen. Je weiter die Woche fortgeschritten ist, desto intensiver liegt der Fokus auf unregelmäßigen Spielzügen. Außerdem versuche ich immer mehr Aufschlag/Rückschlag-Übungen und Wettkämpfe in meinen Trainingsablauf mit einzubauen.

»Um ein stabileres Gefühl zu bekommen, kann spontan mal eine regelmäßige Übung inkludiert werden.«

Am Dienstag vor dem Turnier versuche ich zwei Trainingseinheiten zu absolvieren, wobei bereits hier schon bei vier Übungen die zweite mit Aufschlag/Rückschlag gespielt wird. Aufschlagtraining baue ich innerhalb der Woche zweimal je 20 Minuten ein, wobei das zweite Training immer donnerstags ist.
Montag und Dienstag werden außerdem Kraft- und Schnelligkeitsübungen durchgeführt, die allerdings keine Hypertrophie mit sich ziehen sollen. Gewichte werden relativ niedrig und Wiederholungsanzahlen eher hoch gehalten. Muskeln, die mich langsamer machen wenn ich sie im Krafttraining einsetze, wie beispielsweise Brust, Bizeps und Schulter, werden vor Turnieren vernachlässigt. In der Regel bin ich allerdings ein großer Fan von Krafttraining, was aber im Hinblick auf das anstehende Turnier in den Hintergrund gestellt wird.
Beine werden ohnehin schon während dem Tischtennis-Training genug beansprucht, wobei Schnelligkeitsübungen Montag und Mittwoch (ein Tag Pause zwischen Schnelligkeitstraining) vor allem in Form von Sidesteps, Tappings und Übungen an der Koordinationsleiter bewerkstelligt werden.
Je nach körperlichem Fitnesszustand wird Mittwoch ein- oder zweimal trainiert.

»Spätestens hier spiele ich im Optimalfall schon viele Sätze/Matches.«

Einerseits möchte ich mein „Feeling“ oder meinen „Touch“ zu bekommen und andererseits schon Drucksituationen simulieren, indem ich um niedrige Geldbeträge oder Eiweißriegel spiele.
Beim Training am Donnerstag liegt der Fokus auf Wettkämpfen, wobei ich nur einmal trainiere und am Ende der Einheit wie bereits angedeutet eine regelmäßige Übung miteinbeziehe, um mit gutem Gefühl den Tag zu beenden. Auf konditionelle Übungen wird hier völlig verzichtet um Kräfte für das Wochenende zu sammeln und nicht zu verlieren. Stattdessen steht hier ein längeres Stretching aller beteiligten Muskeln auf dem Programm.

Am Wettkampfort:
Freitag ist meist die Anreise zum Turnier, wo ein langes Einspielen in der Turnierhalle ausreichend ist.

»Beim Einspielen in der Turnierhalle baue ich letztendlich eine kurze regelmäßige und eine unregelmäßige Beinarbeitsübung mit ein.«

Dadurch komme ich auch mental in einen „positive kämperische Grundstimmung“.
Anschließend lege ich den Schwerpunkt auf Aufschlag/Rückschlag, bzw. auf den Eröffnungsball in Kombination mit dem 2. Ball.
Am Freitag der Trainingswoche stehen also diese Übungen, verbunden mit der Gewöhnung an die Halle, Tische und Bälle im Mittelpunkt.
So sieht in etwa meine Vorbereitung auf ein Turnier aus. Wenn ich jetzt immer noch schlecht spielen würde, liegt es einfach nur an meiner Inkompetenz ordentlich Tischtennis zu spielen 😉

Die wichtigsten Grundsätze zusammengefasst:
Je näher der Wettkampf rückt, desto mehr wird im Aufschlag-/Rückschlagbereich gearbeitet. Dazu gehört auch isoliertes Aufschlagtraining.
Am Anfang der Vorbereitung kann Kraft- und Schnelligkeitstraining mit Gewichten durchgeführt werden. Je näher der Wettkampf rückt, umso weniger wird mit Gewichten gearbeitet. Dann empfiehlt es sich, mit kurzen Sprints (Sidesteps, Tapping usw.) „spritzig“ zu werden.
Regelmäßige Übungen werden immer wieder eingestreut, um ein gutes, stabilies Gefühl zu erlangen.
Trainingswettkämpfe werden im Verlauf der Vorbereitung immer mehr gespielt.
Beim Einspielen vorm Wettkampf auch kurze intensive Beinarbeitsübung durchführen um einen wettkampfgerechten Aktivierungszustand zu erreichen. Aufschlag- / Rückschlag beim Einspielen nicht vergessen.

Der Autor:
Dennis Müller

Erfolge:
Deutscher Vizemeister im Doppel 2016
Bundesranglistenfinale Herren 2015 5. Platz,
DTTB Top 48 Jugend 2006 (glaube ich;) ) 3. Platz,
mehrmaliger Rheinlandmeister und -ranglistensieger,
Infos:
Student an der Uni Koblenz für Anglistik und Sportwissenschaften (Gymnasiallehramt),
Vereine:
SF Höhr-Grenzhausen, TVB Nassau, TTC Zugbrücke Grenzau, TTC Seligenstadt, FSV Mainz 05
Prägende Trainer:
Stefan „Fezer“ Freisberg, Stefan Zimmermann, Georg Imhof, Tomas Pavelka